Montag, 13. Mai 2013

Giro d`Italia „Meer, Pässe, Genuss...Süditalien!!!“


Route: Brindisi- Alberobello bei den Trullis- ab ans Meer nach Bari- Trani- Manfredonia- Abstecher nach Gargano auf den Mont Sant Angelo- San Marco in Lamis- in die Abruzzen nach Isernia- hoch und runter von Miranda- Rionero- Lago de Barrea auf den Passo di Gordi – Scanno- durch die Schlucht nach Sulmona- in die Toscana zum Lago di Bolsena

Tagebucheintrag „ins Land der Trullis...“ (Alberobello, 29.04.2013)

...schon morgens kommen wir in unser 13. Reiseland Italien an, ganz unten im Süden im netten Hafenstädtchen Brindisi. Nach erstem wunderbaren Cappuccino und Cornetti machen wir uns auf die Suche nach einer Unterkunft. Wenigstens für eine Nacht, eine Dusche nach der Berg-Griechenland -Tour und Übernachtung auf dem Schiff wäre doch was schönes. Doch so einfach ist das hier nicht. Es gibt um die 4 riesen Hotels, wo die Preise ab 80 € losgehen, so radeln wir hin und her, durch die engen Gassen und das Einbahnstraßensystem macht alles noch etwas verwirrender. Als wir schon fast 60€ für eine Bed and Breakfast ausgeben wollen, finden wir nach Mittagsjause (Parmesan, guter Parma, Kirschtomaten und frisches Brot) am Marktplatz doch noch eine kleine familiäre Pension.Nicht so einfach in Italien und vor allem teuer!!! Gott sei Dank haben wir unser Zelt und sind nicht auf die Unterkünfte angewiesen...Die Dusche haben wir uns nun verdient und die Vorfreude auf den ersten Prosecco am Abend (seit laaaangem wieder) ist riesig, darauf gibt Pizza und Wein, willkommen bella Italia!


Weiter geht’s nicht über die Autobahn am Meer, sondern wir wollen ein Stück ins Landesinnere zu den Trullis!

Langsam, kaum spürbar steigt die Straße und plötzlich befinden wir uns ein gutes Stück oben und haben eine Traum Aussicht über das Valle und genießen den Blick bis ans Meer. Eine kleine Straße schlängelt sich nun durch die Olivenhaine und dem blühenden Lavendel,auf der Strecke befinden sich wunderschöne Städte und Dörfer. Es blüht so wahnsinnig, dass wir froh sind uns mit Heuschnupfentabletten eingedeckt zu haben. Schon bald entdecken wir die ersten Trullis! Nette kleine Türmchen, aus Steinen gebaut bis hin zur Spitze, die meisten ( vor allem die älteren) in Trockenbauweise gebaut, Stein auf Stein ohne Mörtel..diese Trullis wurden ca im 16 Jhd erbaut , warum und wer dafür verantwortlich ist, dass weiß man nicht so genau..nett anzuschauen sind sie auf jeden Fall und wir fühlen uns wie im Land der 7 Zwerge..Von der Straße sehen wir schon mal einen ganz alten Trulli, mal 2 Trullis, bis hin zur ganzen Trullifamilie...

Über die schöne Stadt Locorotondo ist es noch ein Katzensprung zum Haupt- Trulliort:Alberobello!

Hier besteht die halbe Stadt aus Trullis, natürlich wollen wir uns das anschauen, doch da sind wir nicht die Einzigen , zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort! Es ist Nationalfeiertag in Italien und ganz Italien befindet sich wohl in der Trullistadt! Die Massen an Menschen schieben sich durch die Trulligassen, essen Pasta in Trulliform, schlafen in Trullis und drinken in Trullibars..eindeutig zu viel Trullitouris...so nett Sie auch sind , diese Häuschen, zuviel ist zu viel...wir fliehen raus aufs Land und genießen einen Abend auf den Feldern im Trullicampingplatz...“

..nach nem weiteren Besuch bei Cappuccino und Cornetti ging es dann auch wieder aufs Rad, wieder Richtung Mare. Wir fahren durch eine wahrlich wunderschöne Gegend, kleine Steinmauern säumen sich entlang den Straßen, die wie im Muster sich weiter im Land verlaufen, eine Blumenpracht so weit das Auge reicht; rote Mohnblumen, gelbe, Violette, Blaue; wir passieren schöne alte Steinhäuser und Bauernhöfe, manchmal lachen uns ein paar Ziegen oder Esel vom Straßenrand an, wir sehen /oder fahren durch kleine Kiefernwäldchen, wir passieren Hecken und Biotope; es geht rauf und runter...links und rechts, kleine Straßen... ein wahre Bilderbuchlandschaft! Alberobello und co sind wirklich einen Besuch im Süden von Italien wert!

Wir kommen ans Meer, haben super Rückenwind und der Wind treibt uns und treibt uns... wieder mal zu weit... schon sind wir in Bari. Es wurde dann auch schwer mit Wildzelten, etliche Km weiter nördlich fanden wir dann aber auch ein Plätzchen inmitten von kleinen Olivenbäumchen. Der darauf folgende Tag war dann auch ein besonderer. Wir kamen bei nem Decathlon vorbei, ein mega Outdoor Laden mit guten Preisen! Und unsere Hosen waren schon mehr als zerissen so mussten wir ja schon fast shoppen, raus kamen wir komplett neu eingekleidet; nicht nur fürs Radfahren, sondern auch ein paar Dinge für zivile Leben; schöne Hose, Shirt, etc. so konnten wir uns wieder sehen lassen, gerade in diesem style-verwöhnten Land mit seinen Dolce und Gabanas, Armanis, usw.

Zwei Nächte später, davon eine in einem B&B in der Altstadt von Trani, eine andere wild direkt am Strand kamen wir auch schon zum „Sporn“ von Italien, Gargano mit seinen schönen Wäldern und Bergen! Nach 2 Pausentagen an einem der schon wenigen offenen Camping gings zum Aufwärmen für die Abruzzen und Alpen auch gleich zur Sache, knackige 800hm am Stück gings rauf zu nem berühmten Wallfahrtsort Monte San Angelo. Dort schwenkten wir den Lenker Richtung Landesinnere.... Gargano ist schön; uns zieht es jedoch weiter in die Abruzzen; also auf nach Campobasso und Isernia!...“

Tagebucheintrag „2 Pässe und ein Gewitter...“ (Scanno, d `Abruzzo, 07.05.2013)

...die Abruzzen haben es ganz schön in Sich, von Sernia geht’s zur Sache. Eigentlich wollten wir erst mal den einfachen Weg rein in die Berge nehmen, doch diese Strecke ist durch ein Erdrutsch und dadurch abgerissene Straße unbefahrbar. Die Schnellstraße ist aufgrund 5 Tunnels, teils bis zu 2km lang für Radelfahrer auch passé..So bringt uns Bruno, ein netter Radelfahrer zu den Geheimwegen, dass heißt allerdings mal eben etliche Kurven 500hm hoch ins schöne Bergdorf Miranda und von dort wieder steil runter um genau nach der Erdrutsch-Stelle wieder auf die Straße zu kommen..so nun sind wir wenigstens warm, unser Startort Sernia ist aber immer noch nur einen Steinwurf entfernt! Weit sind wir noch nicht gekommen..Es geht auch genauso weiter, steil in ein Tal und noch mal steiler wieder hoch...(ohne Bergrutsch wäre das schon eine der Route der höchsten Kategorie der Giro d`Italia... erklärt uns Bruno)

So geht’s meistens rauf bis auf unseren ersten Abruzzen Pass und oben fallen wir dann auch erschöpft ins Zelt, genau neben einer „grünen“ Brücke, so hüpft auch gleich ein Reh an unserem Zelt vorbei...

Auf dem Weg vorher jedoch noch ne kurze Schrecksekunde, die sich jedoch gut vorhersagen /und vor allem hören lies, also halb so schlimm. Wir gerade fleißig am strampeln, endlose Kurven rauf, hindurch durch eine tolle Gegend; absolute Stille und dementsprechendes Meditations-Radfahren, wird die Ruhe durch so eine Art Gruppe von Motorradsägen durchbrochen. Zu Beginn noch sehr leise und weit weg, werden diese Motorradsägen immer lauter und lauter! Gleich steht fest: keine Motorradsägen, jedoch Sägen einer anderen Art (natürlich nur wenn diese eine normale Landstraße mit einer Rennbahn verwechseln). Der Lärm wird lauter und lauter, Vögel blicken aufgeregt um sich, Igel verstecken sich, das Eichhörnchen klettert auf den höchsten Baum, die Marienkäfer stecken den Kopf zusammen und wir zwei Radler bleiben vorsorglich vor einer scharfen Kurve am Rand stehen und warten. Der Lärm verwandelt sich regelrecht in einen Schrei und durchbricht die schöne Ruhe hier am Berg. Dann passiert es... mit einer wirklich atemberaubenden Geschwindigkeit kommt der erste Biker aus einer Kurve geschossen, auf der kurzen Geraden gibt er nochmal Vollgas, sieht uns, reagiert aber nicht, fetzt mit 100 Sachen nen Meter bei uns vorbei und legt sich rein für die nächste Kurve, welche er am Knie streifend dahinscheidet.... Das gleiche Spiel passiert noch weitere 5 Mal und noch einige andere Mal in Italien, vor allem am Wochenende, wo die Biker die Berge erobern, teilweise das Hirn ausgeschaltet und auf die Rücksicht der anderen hoffend... so aggressiv wie ein paar fahren ist schon heftig... natürlich immer nur wenige, der Großteil gleitet entspannt dahin.

Der Spuk ist ja aber immer schnell vorbei, die Vögel beruhigen sich schnell wieder, das Eichhörnchen geht seinen Geschäften nach, der Käfer rollt sich davon, der Schmetterling fliegt wieder und wir zwei Radler ziehen auch wieder weiter....

Am nächsten Morgen geht’s weiter, mit Blick auf die schneebedeckten Berge.. dass dieser Tag gleich 2 Pässe beinhaltet wissen wir zum Glück nicht, unsere Karte ist da doch ungenau..Der erste Pass ein reiner Genuss, nicht all zu steil, wunderschön die Serpentinen weiter hoch in die Bergwelt rein. Wir sind aktuell so gut in Form, dass wir teilweise sogar mit den Mountainbikern mithalten können...Oben angekommen, befinden wir uns in dem ursprünglichsten Nationalpark d`abruzzo!

Mittagspause machen wir am wunderschön gelegenen Lago de Barrea, leider zu frisch um rein zu springen, doch eine Tretbootrunde mit schlummern auf dem Wasser lassen wir uns nicht entgehen..es geht ja noch weiter, es geht wieder rauf...Endlose Serpentinen und teils langgezogene Abschnitte wechseln sich ab, die Beine sind langsam müde und die Luft ist raus..doch wir wollen noch hoch, so dass wir morgen nur noch abfahren müssen. Also weiter, auf der Strecke treffen wir noch auf ein Bergrestaurant, wir ergattern noch 2 Bierchen für Abends...

Oben am Pass di Gordi angekommen, kommt noch mal die Sonne raus und wir beschließen hier zu bleiben, zwischen den gewaltigen Berghängen befindet sich eine schöne Wiese.. Wir geniessen unser Bier und leckeres Gnocci mit Fenchel Gericht..abends ziehen schon ein paar Wolken auf, Gert spannt das Zelt mit allen Heringen und Schnüren und meint noch „ es wird wohl Regen geben..“

Nach solchen Tagen schlafen wir meisten nach 5 Minuten ein, doch schon bald wache ich wieder auf, ich bin unruhig und höre es schon von weit unten im Tal grollen..

Ein paar dicke Regentropfen fallen aufs Zelt ich will noch schnell aufs Klo, als ich raus gehe und über mir, quasi direkt vor mir eine riesen- dicke pechschwarze Wolke auf mich zu stürmen sehen, husche ich doch schnell wieder rein. Schon prasselt es wie verrückt aufs Zelt.

Kaum mache ich den Zelteingang zu, wird es taghell durch einen Blitz der wohl nicht weit entfernt war. Es knallt, und genau gleichzeitig fängt der Wind zu tosen an, Orkanstärken wuchten unser Zelt herum. Der Regen schüttet aufs Zelt und die Blitze erhellen im Minutentakt unser rotes Zelt. Einmal zählen wir zwischen Blitz und Donnerknall gerade mal 7 Sekunden. Blitz und Donner und der Wind vermischen sich zu einem gemeinsamen Geräusch es entsteht eine unangenehme ungeheure Lautstärke, dass ein einziges Knallen-Grollen-scheppern-blitzen-Krachen entsteht. Wir haben das Gefühl, dass das Gewitter inmitten den 2 Bergketten fest steckt und wir mitten drin sind. Nun was tun? Raus aus dem Zelt? Oder sind wir allein wegen den Orkanboen und dem Regengüssen im Zelt sicherer? Evtl wählen die Blitze ja doch eher die Hochspannungsleitung neben uns? Ist diese aber so oder so zu nah?

Ist nicht unser Zelt zu exponiert und so viel zu gefährlich? Eigentlich weiß Gert ja immer Bescheid, er zuckt aber auch nur noch mit den Schultern und meint das Zelt ist ja nicht wirklich ein Schutz vor den Blitzen..na super, nun hilft nur noch zusammenkauern, beten und an was schönes denken. Die Gedanken greisen nach Hause, wie schön wäre es ein Bett zuhaben und ein Dach über den Kopf...wir fühlen uns so machtlos, wir können nur abwarten..die nächsten Blitze und Krachen holt einen schnell wieder aus den Gedanken. das Herz rast und wohl fühlen wir uns nicht mehr auf diesem verdammten Pass. Ein paar Kilometer weiter unten wäre doch die Stadt Scanno gewesen, warum müssen wir auf diesem Pass zelten?...Die Zeit vergeht überhaupt nicht, eine gefühlte Stunde tobt es , bis irgendwann das Blitzen und Grollen weiter weg erscheint, das Unwetter zieht wohl langsam ab..

nun nur noch hoffen, dass es vorüber ist...ab und an hören wir es wieder donnern, doch wohl aus dem anderen Tal...wir schlafen irgendwann erschöpft ein paar Stunden und wachen komplett gerädert morgens auf. Immerhin zwitschern die Vögel, es ist neblig und es regnet leicht..eigentlich wollen wir auf den Schock einen Kaffee trinken , doch als wir von weitem wieder ein Donnern hören, reichts uns! Wir packen in Rekordschnelle unsere 7 Sachen ein, werfen alles in irgendeine Tasche, Isomatten und Zelt hauen wir nass zusammen und ab aufs Rad und runter mit uns!!

Im Regenguss radeln wir die 600hm runter nach Scanno, die nasse Kälte zieht in die Hände und Füße....Bald darauf befinden wir uns aber im schönen Bergdorf in einer Herberge und haben schon eine heiße Badewanne hinter uns..und ein weiteres Gewitter ist wieder vorbei gezogen, zum Glück sind wir weg von da oben, so ein Erlebnis wollen wir eigentlich nicht noch einmal erleben..“

Nach einem Extra-Pausentag um die Nerven zu beruhigen gings weiter durch ein tolles Tal, vorbei an grandiosen Ausblicken und vor allem Tiefblicken Richtung Sulmona. Nach den Abruzzen Erlebnissen hatten wir aber auch langsam genug von den Bergen, in nen See zu springen wäre doch auch schön... so beschlossen wir nen Zug zu nehmen (warum denn nicht wieder mal gemütlich und entspannt reisen?) der uns innerhalb ein paar Stunden über Rom bis nach Montefiascone am Bolsenasee brachte;

Schnell brausten wir noch durch die frische Nachtluft hinab bis zum See, fanden dann auch gleich nen Camping, das Zelt war schnell aufgebaut, und wir schnell in nem nahen Agrotourismo wo wir uns noch vorzügliche Pasta a la Casa und ein Gläschen Wein gönnten....“








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