Route: Brindisi- Alberobello bei den Trullis- ab ans
Meer nach Bari- Trani- Manfredonia- Abstecher nach Gargano auf den
Mont Sant Angelo- San Marco in Lamis- in die Abruzzen nach Isernia-
hoch und runter von Miranda- Rionero- Lago de Barrea auf den Passo di
Gordi – Scanno- durch die Schlucht nach Sulmona- in die Toscana zum
Lago di Bolsena
Tagebucheintrag „ins Land der Trullis...“
(Alberobello, 29.04.2013)
„...schon morgens kommen wir in unser 13. Reiseland
Italien an, ganz unten im Süden im netten Hafenstädtchen Brindisi.
Nach erstem wunderbaren Cappuccino und Cornetti machen wir uns
auf die Suche nach einer Unterkunft. Wenigstens für eine Nacht, eine
Dusche nach der Berg-Griechenland -Tour und Übernachtung auf dem
Schiff wäre doch was schönes. Doch so einfach ist das hier nicht.
Es gibt um die 4 riesen Hotels, wo die Preise ab 80 € losgehen, so
radeln wir hin und her, durch die engen Gassen und das
Einbahnstraßensystem macht alles noch etwas verwirrender. Als wir
schon fast 60€ für eine Bed and Breakfast ausgeben wollen,
finden wir nach Mittagsjause (Parmesan, guter Parma, Kirschtomaten
und frisches Brot) am Marktplatz doch noch eine kleine familiäre
Pension.Nicht so einfach in Italien und vor allem teuer!!! Gott sei
Dank haben wir unser Zelt und sind nicht auf die Unterkünfte
angewiesen...Die Dusche haben wir uns nun verdient und die Vorfreude
auf den ersten Prosecco am Abend (seit laaaangem wieder) ist riesig,
darauf gibt Pizza und Wein, willkommen bella Italia!
Weiter geht’s nicht über die Autobahn am Meer,
sondern wir wollen ein Stück ins Landesinnere zu den Trullis!
Langsam, kaum spürbar steigt die Straße und plötzlich
befinden wir uns ein gutes Stück oben und haben eine Traum Aussicht
über das Valle und genießen den Blick bis ans Meer. Eine
kleine Straße schlängelt sich nun durch die Olivenhaine und dem
blühenden Lavendel,auf der Strecke befinden sich wunderschöne
Städte und Dörfer. Es blüht so wahnsinnig, dass wir froh sind uns
mit Heuschnupfentabletten eingedeckt zu haben. Schon bald entdecken
wir die ersten Trullis! Nette kleine Türmchen, aus Steinen gebaut
bis hin zur Spitze, die meisten ( vor allem die älteren) in
Trockenbauweise gebaut, Stein auf Stein ohne Mörtel..diese Trullis
wurden ca im 16 Jhd erbaut , warum und wer dafür verantwortlich ist,
dass weiß man nicht so genau..nett anzuschauen sind sie auf jeden
Fall und wir fühlen uns wie im Land der 7 Zwerge..Von der Straße
sehen wir schon mal einen ganz alten Trulli, mal 2 Trullis, bis hin
zur ganzen Trullifamilie...
Über die schöne Stadt Locorotondo ist es noch
ein Katzensprung zum Haupt- Trulliort:Alberobello!
Hier besteht die halbe Stadt aus Trullis, natürlich
wollen wir uns das anschauen, doch da sind wir nicht die Einzigen ,
zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort! Es ist Nationalfeiertag in
Italien und ganz Italien befindet sich wohl in der Trullistadt! Die
Massen an Menschen schieben sich durch die Trulligassen, essen Pasta
in Trulliform, schlafen in Trullis und drinken in
Trullibars..eindeutig zu viel Trullitouris...so nett Sie auch sind ,
diese Häuschen, zuviel ist zu viel...wir fliehen raus aufs Land und
genießen einen Abend auf den Feldern im Trullicampingplatz...“
„..nach nem weiteren Besuch bei Cappuccino und
Cornetti ging es dann auch wieder aufs Rad, wieder Richtung Mare.
Wir fahren durch eine wahrlich wunderschöne Gegend, kleine
Steinmauern säumen sich entlang den Straßen, die wie im Muster sich
weiter im Land verlaufen, eine Blumenpracht so weit das Auge reicht;
rote Mohnblumen, gelbe, Violette, Blaue; wir passieren schöne alte
Steinhäuser und Bauernhöfe, manchmal lachen uns ein paar Ziegen
oder Esel vom Straßenrand an, wir sehen /oder fahren durch kleine
Kiefernwäldchen, wir passieren Hecken und Biotope; es geht rauf und
runter...links und rechts, kleine Straßen... ein wahre
Bilderbuchlandschaft! Alberobello und co sind wirklich einen Besuch
im Süden von Italien wert!
Wir kommen ans Meer, haben super Rückenwind und der
Wind treibt uns und treibt uns... wieder mal zu weit... schon sind
wir in Bari. Es wurde dann auch schwer mit Wildzelten, etliche Km
weiter nördlich fanden wir dann aber auch ein Plätzchen inmitten
von kleinen Olivenbäumchen. Der darauf folgende Tag war dann auch
ein besonderer. Wir kamen bei nem Decathlon vorbei, ein mega Outdoor
Laden mit guten Preisen! Und unsere Hosen waren schon mehr als
zerissen so mussten wir ja schon fast shoppen, raus kamen wir
komplett neu eingekleidet; nicht nur fürs Radfahren, sondern auch
ein paar Dinge für zivile Leben; schöne Hose, Shirt, etc. so
konnten wir uns wieder sehen lassen, gerade in diesem
style-verwöhnten Land mit seinen Dolce und Gabanas, Armanis, usw.
Zwei Nächte später, davon eine in einem B&B in der
Altstadt von Trani,
eine andere wild direkt am Strand kamen wir auch schon
zum „Sporn“ von Italien, Gargano mit seinen schönen Wäldern und
Bergen! Nach 2 Pausentagen an einem der schon wenigen offenen Camping
gings zum Aufwärmen für die Abruzzen und Alpen auch gleich zur
Sache, knackige 800hm am Stück gings rauf zu nem berühmten
Wallfahrtsort Monte San Angelo.
Dort schwenkten wir den Lenker Richtung Landesinnere.... Gargano ist
schön; uns zieht es jedoch weiter in die Abruzzen; also auf nach
Campobasso und
Isernia!...“
Tagebucheintrag „2 Pässe und ein Gewitter...“
(Scanno, d `Abruzzo, 07.05.2013)
„...die Abruzzen haben es ganz schön in Sich, von
Sernia geht’s zur Sache. Eigentlich wollten wir erst mal den
einfachen Weg rein in die Berge nehmen, doch diese Strecke ist durch
ein Erdrutsch und dadurch abgerissene Straße unbefahrbar. Die
Schnellstraße ist aufgrund 5 Tunnels, teils bis zu 2km lang für
Radelfahrer auch passé..So bringt uns Bruno, ein netter Radelfahrer
zu den Geheimwegen, dass heißt allerdings mal eben etliche Kurven
500hm hoch ins schöne Bergdorf Miranda und von dort wieder
steil runter um genau nach der Erdrutsch-Stelle wieder auf die Straße
zu kommen..so nun sind wir wenigstens warm, unser Startort Sernia ist
aber immer noch nur einen Steinwurf entfernt! Weit sind wir noch
nicht gekommen..Es geht auch genauso weiter, steil in ein Tal und
noch mal steiler wieder hoch...(ohne Bergrutsch wäre das schon eine
der Route der höchsten Kategorie der Giro d`Italia... erklärt
uns Bruno)
So geht’s meistens rauf bis auf unseren ersten
Abruzzen Pass und oben fallen wir dann auch erschöpft ins Zelt,
genau neben einer „grünen“ Brücke, so hüpft auch gleich ein
Reh an unserem Zelt vorbei...
Auf dem Weg vorher jedoch noch ne kurze Schrecksekunde,
die sich jedoch gut vorhersagen /und vor allem hören lies, also halb
so schlimm. Wir gerade fleißig am strampeln, endlose Kurven rauf,
hindurch durch eine tolle Gegend; absolute Stille und
dementsprechendes Meditations-Radfahren, wird die Ruhe durch so eine
Art Gruppe von Motorradsägen durchbrochen. Zu Beginn noch sehr leise
und weit weg, werden diese Motorradsägen immer lauter und lauter!
Gleich steht fest: keine Motorradsägen, jedoch Sägen einer anderen
Art (natürlich nur wenn diese eine normale Landstraße mit einer
Rennbahn verwechseln). Der Lärm wird lauter und lauter, Vögel
blicken aufgeregt um sich, Igel verstecken sich, das Eichhörnchen
klettert auf den höchsten Baum, die Marienkäfer stecken den Kopf
zusammen und wir zwei Radler bleiben vorsorglich vor einer scharfen
Kurve am Rand stehen und warten. Der Lärm verwandelt sich regelrecht
in einen Schrei und durchbricht die schöne Ruhe hier am Berg. Dann
passiert es... mit einer wirklich atemberaubenden Geschwindigkeit
kommt der erste Biker aus einer Kurve geschossen, auf der kurzen
Geraden gibt er nochmal Vollgas, sieht uns, reagiert aber nicht,
fetzt mit 100 Sachen nen Meter bei uns vorbei und legt sich rein für
die nächste Kurve, welche er am Knie streifend dahinscheidet....
Das gleiche Spiel passiert noch weitere 5 Mal und noch einige andere
Mal in Italien, vor allem am Wochenende, wo die Biker die Berge
erobern, teilweise das Hirn ausgeschaltet und auf die Rücksicht der
anderen hoffend... so aggressiv wie ein paar fahren ist schon
heftig... natürlich immer nur wenige, der Großteil gleitet
entspannt dahin.
Der Spuk ist ja aber immer schnell vorbei, die Vögel
beruhigen sich schnell wieder, das Eichhörnchen geht seinen
Geschäften nach, der Käfer rollt sich davon, der Schmetterling
fliegt wieder und wir zwei Radler ziehen auch wieder weiter....
Am nächsten Morgen geht’s weiter, mit Blick auf die
schneebedeckten Berge.. dass dieser Tag gleich 2 Pässe beinhaltet
wissen wir zum Glück nicht, unsere Karte ist da doch ungenau..Der
erste Pass ein reiner Genuss, nicht all zu steil, wunderschön die
Serpentinen weiter hoch in die Bergwelt rein. Wir sind aktuell so gut
in Form, dass wir teilweise sogar mit den Mountainbikern mithalten
können...Oben angekommen, befinden wir uns in dem ursprünglichsten
Nationalpark d`abruzzo!
Mittagspause machen wir am wunderschön gelegenen Lago
de Barrea, leider zu frisch um rein zu springen, doch eine
Tretbootrunde mit schlummern auf dem Wasser lassen wir uns nicht
entgehen..es geht ja noch weiter, es geht wieder rauf...Endlose
Serpentinen und teils langgezogene Abschnitte wechseln sich ab, die
Beine sind langsam müde und die Luft ist raus..doch wir wollen noch
hoch, so dass wir morgen nur noch abfahren müssen. Also weiter, auf
der Strecke treffen wir noch auf ein Bergrestaurant, wir ergattern
noch 2 Bierchen für Abends...
Oben am Pass di Gordi angekommen, kommt noch mal
die Sonne raus und wir beschließen hier zu bleiben, zwischen den
gewaltigen Berghängen befindet sich eine schöne Wiese.. Wir geniessen unser Bier und leckeres Gnocci mit Fenchel
Gericht..abends ziehen schon ein paar Wolken auf, Gert spannt das
Zelt mit allen Heringen und Schnüren und meint noch „ es wird wohl
Regen geben..“
Nach solchen Tagen schlafen wir meisten nach 5 Minuten
ein, doch schon bald wache ich wieder auf, ich bin unruhig und höre
es schon von weit unten im Tal grollen..
Ein paar dicke Regentropfen fallen aufs Zelt ich will
noch schnell aufs Klo, als ich raus gehe und über mir, quasi direkt
vor mir eine riesen- dicke pechschwarze Wolke auf mich zu stürmen
sehen, husche ich doch schnell wieder rein. Schon prasselt es wie
verrückt aufs Zelt.
Kaum mache ich den Zelteingang zu, wird es taghell durch
einen Blitz der wohl nicht weit entfernt war. Es knallt, und genau
gleichzeitig fängt der Wind zu tosen an, Orkanstärken wuchten unser
Zelt herum. Der Regen schüttet aufs Zelt und die Blitze erhellen im
Minutentakt unser rotes Zelt. Einmal zählen wir zwischen Blitz und
Donnerknall gerade mal 7 Sekunden. Blitz und Donner und der Wind
vermischen sich zu einem gemeinsamen Geräusch es entsteht eine
unangenehme ungeheure Lautstärke, dass ein einziges
Knallen-Grollen-scheppern-blitzen-Krachen entsteht. Wir haben das
Gefühl, dass das Gewitter inmitten den 2 Bergketten fest steckt und
wir mitten drin sind. Nun was tun? Raus aus dem Zelt? Oder sind wir
allein wegen den Orkanboen und dem Regengüssen im Zelt sicherer?
Evtl wählen die Blitze ja doch eher die Hochspannungsleitung neben
uns? Ist diese aber so oder so zu nah?
Ist nicht unser Zelt zu exponiert und so viel zu
gefährlich? Eigentlich weiß Gert ja immer Bescheid, er zuckt aber
auch nur noch mit den Schultern und meint das Zelt ist ja nicht
wirklich ein Schutz vor den Blitzen..na super, nun hilft nur noch
zusammenkauern, beten und an was schönes denken. Die Gedanken
greisen nach Hause, wie schön wäre es ein Bett zuhaben und ein Dach
über den Kopf...wir fühlen uns so machtlos, wir können nur
abwarten..die nächsten Blitze und Krachen holt einen schnell wieder
aus den Gedanken. das Herz rast und wohl fühlen wir uns nicht mehr
auf diesem verdammten Pass. Ein paar Kilometer weiter unten wäre
doch die Stadt Scanno gewesen, warum müssen wir auf diesem
Pass zelten?...Die Zeit vergeht überhaupt nicht, eine gefühlte
Stunde tobt es , bis irgendwann das Blitzen und Grollen weiter weg
erscheint, das Unwetter zieht wohl langsam ab..
nun nur noch hoffen, dass es vorüber ist...ab und an
hören wir es wieder donnern, doch wohl aus dem anderen Tal...wir
schlafen irgendwann erschöpft ein paar Stunden und wachen komplett
gerädert morgens auf. Immerhin zwitschern die Vögel, es ist neblig
und es regnet leicht..eigentlich wollen wir auf den Schock einen
Kaffee trinken , doch als wir von weitem wieder ein Donnern hören,
reichts uns! Wir packen in Rekordschnelle unsere 7 Sachen ein, werfen
alles in irgendeine Tasche, Isomatten und Zelt hauen wir nass
zusammen und ab aufs Rad und runter mit uns!!
Im Regenguss radeln wir die 600hm runter nach Scanno,
die nasse Kälte zieht in die Hände und Füße....Bald darauf befinden wir uns aber im schönen Bergdorf
in einer Herberge und haben schon eine heiße Badewanne hinter
uns..und ein weiteres Gewitter ist wieder vorbei gezogen, zum Glück
sind wir weg von da oben, so ein Erlebnis wollen wir eigentlich
nicht noch einmal erleben..“
Nach einem Extra-Pausentag um die Nerven zu beruhigen
gings weiter durch ein tolles Tal, vorbei an grandiosen Ausblicken
und vor allem Tiefblicken Richtung Sulmona.
Nach den Abruzzen Erlebnissen hatten wir aber auch langsam genug von
den Bergen, in nen See zu springen wäre doch auch schön... so
beschlossen wir nen Zug zu nehmen (warum denn nicht wieder mal
gemütlich und entspannt reisen?) der uns innerhalb ein paar Stunden
über Rom bis nach Montefiascone am Bolsenasee brachte;
Schnell brausten wir noch durch die frische Nachtluft
hinab bis zum See, fanden dann auch gleich nen Camping, das Zelt war
schnell aufgebaut, und wir schnell in nem nahen Agrotourismo wo wir
uns noch vorzügliche Pasta a la Casa und ein Gläschen Wein
gönnten....“
HOT NEWS >> AYAM KWIK KWIK KWIK !!
AntwortenLöschen